Kleintierrassen auf der Roten Liste

Die Rassekaninchen- und Rassegeflügelzucht in Deutschland lebt vom Engagement vieler Züchterinnen und Züchter. Mit ihren regelmäßigen Bestandsmeldungen tragen sie entscheidend dazu bei, dass der Erhaltungszustand einheimischer Rassen erfasst werden kann. Diese Daten fließen in die Rote Liste ein, die alle zwei Jahre von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gemeinsam mit dem Fachbeirat Tiergenetische Ressourcen veröffentlicht wird. Sie dient nicht nur der Dokumentation, sondern ist auch Grundlage für Fördermaßnahmen, rechtliche Ausnahmen im Tierzucht- und Tierseuchenrecht sowie für Vorgaben im Ökolandbau, wo nach EU-Recht bevorzugt einheimische Nutztierrassen eingesetzt werden sollen.

Ein besonders eindrückliches Beispiel liefert 2025 das Angorakaninchen, das inzwischen als extrem gefährdet gilt. Die Bestände dieser traditionsreichen, wollproduzierenden Rasse sinken seit Jahren drastisch, gleichzeitig nimmt die Zahl der aktiven Züchterinnen und Züchter weiter ab. Um die Rasse langfristig zu sichern, wird derzeit erstmals daran gearbeitet, Sperma von Kaninchen in die Deutsche Genbank landwirtschaftlicher Nutztiere einzulagern – ein wichtiger Schritt zur Erhaltung tiergenetischer Vielfalt.

Doch nicht nur beim Angorakaninchen zeigt sich die Gefährdung. Auch andere Kaninchenrassen wie der Englische Widder, das Fuchs- und das Marderkaninchen sind stark bedroht, während Rassen wie der Japaner, das Luxkaninchen oder der Meißner Widder als stark gefährdet eingestuft sind. Selbst traditionsreiche Rassen wie der Deutsche Großsilber oder die Rheinische Schecke gelten mittlerweile als gefährdet.

Ähnlich ernst ist die Lage bei den Geflügelrassen. Bei den Hühnern sind der Bergische Schlotterkamm und der Hamburger Goldlack extrem gefährdet, während Krüper, Minorka und Andalusier stark gefährdet sind. Unter den Enten steht die Krummschnabelente ganz oben auf der Liste der gefährdeten Rassen, während die Aylesburyente, die Deutsche Campbellente und die Amerikanische Pekingente als stark gefährdet gelten. Auch bei den Gänsen gibt es mit Lippgans, Deutscher Legegans und Steinbacher Kampfgans gleich mehrere Rassen, deren Zukunft ungewiss ist. Selbst die Puten sind betroffen: Die Deutsche Pute in Weiß gilt als extrem gefährdet, die schwarze Variante als stark gefährdet.

Die aktuelle Rote Liste 2025 macht deutlich, wie stark die Vielfalt einheimischer Geflügel- und Kaninchenrassen unter Druck steht. Sie erinnert daran, dass der Fortbestand dieser Rassen kein Selbstläufer ist, sondern das Ergebnis engagierter Zuchtarbeit, gezielter Förderung und neuer Maßnahmen zur genetischen Sicherung. Wer alte Rassen erhält, bewahrt nicht nur ein Stück Kulturgeschichte, sondern sichert auch wichtige genetische Ressourcen für die Landwirtschaft der Zukunft.

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